Buchbesprechung

Tu, was dir gefällt!

(Veröffentlicht in: Intra / Psychologie & Gesellschaft, 1999)

Horst Conen: „Tu, was dir gefällt! Warum wir nicht länger warten sollten, so zu leben, wie wir wollen”. Kösel Verlag, München,1998

 

wenn das leben mal wieder so richtig grau in grau erscheint, und man das gefühl hat, von seinen (vornehmlich ungeliebten) pflichten erdrückt zu werden, dann liefert dieses buch sicherlich einen erfrischenden anstoß, sich ein wenig mit seinen ursprünglichen wünschen, hoffnungen und zielen auseinanderzusetzen. eine kleine energiespritze also, die den leserinnen keineswegs mehr egoismus und rücksichtslosigkeit, sondern einfach mehr lebenslust einimpfen will. nur, zuviel darf man sich von dieser (buch-)neuerscheinung nicht erwarten, denn im grunde erfahren wir nichts, was wir nicht ohnehin schon wüßten (und nur hin und wieder ein wenig vergessen): “der zustand innerer leichtigkeit ist auch fernab des urlaubs lebbar – im normalen leben” oder “jeder muß sich selbst glücklich machen”. mit vielen phrasen dieser art geleitet uns der autor durch sein werk. mir schien es manchmal wie eine etwas zu lang geratene einleitung – man wartet ständig darauf, wann es endlich in medias res geht, doch man wartet vergeblich. sicher, horst conen bietet einige denkanstöße, aber ohne konkrete übungen oder praktische umsetzungsmöglichkeiten, damit bleibt das ganze ziemlich abstrakt und theoretisch. auch fallbeispiele kommen so gut wie gar nicht vor, wenn man mal von dem kurzen einblick absieht, den der autor in seine eigene lebensgeschichte gewährt: vom “schwermütigen typographen, für den der sonntagabend ein greuel war, weil er montag früh ins neonlicht zurückkehren mußte”. als schmeißt er job und finanzielle sicherheit hin und fängt noch einmal von vorne an – und ist heute experte für persönlichkeitsbildung sowie kreativitäts- und motivationstrainer. so weit so gut. toll, denken wir, würde ich auch gerne, aber wie? die familie, das eigenheim, die karriere, das zweitauto, der alte kredit, die jahresmitgliedschaft im tennisclub – alles so einfach hinschmeißen? nein, meint horst conen, das ist gar nicht nötig, seine empfehlung lautet schlicht und ergreifend: „versuchen wir, uns selbst neu zu überraschen, indem wir aus einem optimistischen blickwinkel schauen“. wer das noch nicht so ganz úmsetzen kann, dem sei des autors „formel für mehr leichtigkeit dort, wo wir leben“ verraten: „…ein bißchen mehr feiern und sich weniger ärgern – etwas mehr großzügigkeit beim umgang mit allem und mehr sinn für die wichtigen fragen – etwas mehr freude an den kleinen dingen, mehr freiheit, mehr lust, mehr courage und viel mehr in liebe auf alles blicken… – dann ist jeder tag fast wie urlaub, wenn du es nur willst“. klingt doch ganz einfach, oder? in diesem stil jedenfalls plätschert der monolog conens dahin, ein wenig schwammig und ohne konkrete anhaltspunkte, aber das macht der autor zumindest teilweise durch seine humorige, blumige sprache wett: „darum ziehen sie jetzt mit volldampf zu felde“ und „versuchen sie die geister aschgrauer tage zu vertreiben“. sollte nun eigentlich kein problem mehr sein. für ganz wissensdurstige möchte ich auch noch einen kurzen einblick in die conen´sche „philosophie von der eigenen lebensversion“ gewähren (s. 92 – 95): „1. ich muß eine vision haben… 2. ich will lernen, an mich selbst zu glauben… und 3. ich darf es mir erlauben, anders zu sein.“ alles klar? abschließend sei gesagt: „tu, was dir gefällt“ ist gewiß kein buch für fachleute, es ist ein lockerer schmöker, den man in grauen stunden zur geistigen auffrischung nützen kann. allerdings vermute ich, daß diejenigen, die solch einen denkanstoß bräuchten, dieses buch wahrscheinlich nicht zur hand nehmen werden, während diejenigen, die sich für derartige literatur begeistern, wahrscheinlich schon bessere werke verschlungen haben. es erhebt sich also die frage: war dieses buch wirklich nötig? die antwort könnte lauten: der autor tat – wie der titel schon verheißt – was ihm gefiel. und so gesehen, hat er recht.