Buchbesprechung

Evas Töchter

Miriam Polster: Evas Töchter – Frauen als heimliche Heldinnen“. Verlag EHP Edition Humanistische Psychologie, Köln, 1994

 

Die alten Helden sind tot, es lebe der neue Heldenmut. Und den findet man nicht mehr bei den harten, männlichen Abenteurern der Vergangenheit, sondern bei Frauen und Männern im alltäglichen Leben. Die Menschheit ist süchtig nach Helden – egal, ob Götter, Heilige, Märtyrer, Märchengestalten, Künstler oder Sportler – sie sind es, die uns motivieren, denen wir nacheifern wollen. Aber die heroischen Vorbilder wirken meist so überlebensgroß, unerreichbar und einschüchternd, daß man als Normalsterblicher schnell den Mut verliert. „Es wird Zeit, die andere, unbekannte Seite der Heldengeschichten aufzudecken, um einen Heroismus für unsere Zeit zu entdecken“, meint Miriam Polster – und das tut sie auch.

Ein kritischer Punkt ihrer Betrachtungen ist vor allem die unterschiedliche Beurteilung von Heldentum. Man vergleiche den griechischen Helden Prometheus und die biblische Erstfrau Eva: Beide verstoßen gegen das klare Verbot ihres Gottes und beide werden dafür bestraft. Prometheus, der von Zeus das Feuer stahl, gilt bis heute als Held. Eva dagegen, die sich Zugang zum verbotenen Wissen von Gut und Böse verschaffte (Baum der Erkenntnis!), belastet bis heute alle Frauen mit dieser Erbschuld. Eigenartigerweise ist der Besitz von Wissen das mächtigste Werkzeug in der Hand der Menschheit. Man müsste Eva eigentlich den Nobelpreis verleihen…

Ein spannendes, leicht lesbares Buch, das auch Normalsterbliche dazu bringt, ihren eigenen Heldenmut zu erkennen und die individuellen Leistungen anderer in einem neuen Licht zu sehen.