Buchbesprechung

Schriftstellerinnen und ihre Gärten

Georg Möller/Gary Rogers:“Und immer wieder mein Garten…Schriftstellerinnen über ihre besondere Beziehung zum Garten“. Deutsche Verlags-Anstalt München, 2018. ISBN: 978-3-421_04063-3

 

Was für ein Prachtband! Schwer liegt er in der Hand und lädt doch locker-leicht ein zum Blättern und Schauen und Schmökern und Staunen… Ein paar Monate ist es schon her, dass dieses herrliche Buch bei mir gelandet ist, mittlerweile habe ich es (zu meinem Leidwesen) bereits bis zum Ende durch. Und mag es doch nicht aus der Hand legen…

„Und immer wieder mein Garten…Schriftstellerinnen über ihre besondere Beziehung zum Garten“ nennt sich das umfang- und bildreiche Werk – von Experten mit viel Sachkenntnis und Liebe gestaltet. Die einfühlsamen Portraits und Interviews stammen von Georg Möller, einem leidenschaftlichen und erfahrenen Gartenautor. Die wunderschönen, stimmigen Fotos verdanken wir Gary Rogers, der sich auf Gartenfotografie spezialisiert hat. Dreh- und Angelpunkt des Buches sind aber die sehr persönlichen Erzählungen und Texte von 12 deutschsprachigen Schriftstellerinnen, die Einblick gewähren in ihr Schreiben und ihre Liebe zum Garten.

Zsuzsa Bánk, Ulla Hahn, Sandra Lüpkes, Ingrid Noll oder Charlotte Link sind nur einige der bekannten Autorinnen, die bereitwillig ihr Gartentor geöffnet haben und von Kindheitserinnerungen und Gartenträumen berichten.

Das Buch ist nach einem gut strukturiertem Plan gestaltet. Jedes Kapitel gehört jeweils einer Autorin und beginnt mit einer übersichtlichen Minibiographie. Georg Möller startet alsdann mit einem kurzen Bericht seiner Anreise zur jeweiligen Gastgeberin und stimmt damit auf ihre Lebensumstände und die örtlichen Gegebenheiten ein. Bis auf zwei Autorinnen sind dabei alle Damen in Deutschland beheimatet. Lediglich Barbara Frischmuth und Judith Taschler besuchte er an ihrem jeweiligen Wohnsitz in Österreich.

Der Autor erzählt von seinem Empfang, dem ersten Gespräch, einem gemeinsamen Rundgang durch den Garten. Wir erfahren, welche Bedeutung der Garten hat für Gisa Klönne oder Eva Demski. Mit welchen Ideen und Konzepten sie jeweils ihre Gärten gestaltet haben und wie sie diese heute nutzen.

Ildikó von Kürthy schwärmt: „Ich mag das Gelb von Forsythien, die vom Frühling künden“. Und Franka Bloom erzählt aus Kindertagen: „Wir tobten unter den alten Obstbäumen herum oder lagen einfach auf der Wiese im hohem Gras und schauten den Wolken zu…“ Detailliert werden Pflanzen und Anlagen beschrieben, Lieblingsplätzchen gezeigt, von reicher Ernte geschwärmt. Und so nebenbei der eine oder andere Gartentipp untergebracht.

Jede Autorin steuert einen eigenen Text bei, der sich um ihre Beziehung und ihre Erinnerungen an den Garten ihrer Kindheit dreht. Zum Abschluss gibt es noch einen kleinen Fragenkatalog, der für alle Interviewten ähnlich ausfällt, wie zb: „Woher nehmen Sie die schöpferische Kraft für neue Themen?“ Oder: Hilft Ihnen die Natur auf der Suche nach innerem Halt oder der eigenen Mitte?“ „Welchem Rhythmus sind Ihre Tage im Verlauf… des Schreibens unterworfen?“ Es ist spannend, hier auch die sich ähnelnden und dann wieder sehr unterschiedlichen Antworten zu vergleichen. Ich finde es inspirierend und sympathisch, das man als LeserIn Einblicke erhält in die sehr private Welt der Autorinnen – und vieles erfährt über ihr Schreiben und ihren beruflichen Werdegang.

Fazit: 12 Schriftstellerinnen, 12 Gärten, 12 literarische Kostproben – ein grandioser fotografischer und literarischer Leckerbissen für GartenliebhaberInnen und alle, die gerne in das Leben und Schreiben, die Gedankenwelt und den Alltag von Schriftstellerinnen eintauchen.

Zuletzt noch eine Anregung von Rita Falk, falls Sie noch nicht wissen, wie Sie den Tag heute ausklingen lassen könnten: „Womöglich aber pflück´ich mir nur einfach einen Apfel, hock mich auf die Baumschaukel und fliege dann durch die Lüfte. Wer weiß?“

 

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Gartenbuchpreis 2019!