Buchbesprechung

Sich ins Leben schreiben

Liane Dirks: Sich ins Leben schreiben. Der Weg zur Selbstentfaltung. Kösel Verlag, München, 2015. ISBN 978-3-466-34615-8

 

Gleich vorweg: Das ist kein Buch, das man so ohne weiteres in einem Zug durchliest. Das ist ein Buch, das man in Händen hält, lange betrachtet, sachte durchblättert, neugierig die ersten Zeilen liest, darin versinkt, innehält.

„Die größte Erlaubnis, die wir uns geben können, ist die, zweckfrei zu sein.“

Ein Buch, dessen Worte und Sätze man sich gerne auf der Zunge zergehen lassen, ihnen nachspüren möchte. Sie wieder und wieder lesen will.

Ein Buch, das dazu einlädt, ins eigene Innere abzusteigen, sich selbst zu erforschen, neue (Innen-)Räume zu entdecken. Den verschiedenen Lebensfacetten und Schattierungen nachzuspüren. Ein leises Buch. Und doch mit großer Wirkkraft. Ein sehr persönliches Buch. Und doch ein sehr allgemein-menschliches Buch. Ein Buch, das mitnimmt auf eine Reise – zu sich selbst, zum eigenen Ursprung, zum Mensch-sein an sich. Zu den Fragen, die das Leben aufwirft.

Es ist ein Arbeitshandbuch, fast ein Reiseführer, durch seelische Abgründe, Schmerzen, Enge, Verdrängtes, Vergangenes hindurch zu einer neuen Freiheit, zu Entfaltung, Entwicklung und Lebensfreude. Nicht umsonst heißt der Untertitel: Der Weg zur Selbstentfaltung.

Das Buch ist gut und klar strukturiert. Es ist in sechs Überkapitel geteilt – vom Anfangen über das nötige Rüstzeug, vom Aufbrechen, von Widerstand und Beistand, vom Unterwegs sein bis hin zum Ankommen. Jeder dieser Teile führt in die jeweiligen Herausforderungen der Etappe ein. Die Autorin erzählt dabei viel aus ihrem eigenen Leben, den Schwierigkeiten, dem Missbrauch, dem sie als Kind ausgesetzt war, ihrer Entwicklung und den Eingebungen, Wünschen und Veränderungen, denen sie auf ihrem Lebensweg begegnet ist. Sie hat sich im wahrsten Sinn ins Leben geschrieben. Sie hat sich von einer Erduldenden, vom Opfer zu einer Erzählenden, Gestaltenden, Schaffenden gemacht. Und wir erfahren auch viel von anderen Menschen, die sich ebenso auf den Weg gemacht haben, auf die Suche nach sich selbst.

„Es sind die Erinnerungen, die aus der Zukunft kommen, die in uns als Wunsch Gestalt annehmen.“

Am Ende der jeweiligen Unterkapitel, die Details der Reise ausleuchten, gibt es dann einen klaren, deutlich formulierten „Impuls“, einen Schreibauftrag, mit genauer Anleitung – was, wie, wie lange, wie viel… und warum.

Die Autorin, Liane Dirks, ist nicht nur als freie Schriftstellerin tätig. Sie ist ebenso ausgebildete Gesprächstherapeutin, Meditations- und Taiji-Lehrerin. Diesen Hintergrund spürt man deutlich bei diesem Buch. Es ist letztlich eine Anleitung zur achtsamen Selbsttherapie. Liane Dirks leitet seit vielen Jahren Seminare zu creative writing und Selbstfindung und schöpft weise aus diesem Fundus an Erlebten und Gehörten.

„Menschen, die unter dem Aspekt des Teilens ihre Lebensgeschichte aufschreiben, erleben oftmals eine derartige Befreiung, dass sie sprichwörtlich ein neues Lebensgefühl haben und ein neues Leben beginnen.“

In diesem Sinn: ein großartiges Buch für jede/n, die/der gerne schreibt oder schreiben möchte und sich selbst besser kennenlernen, Vergangenes loslassen, zu neuen Ufern aufbrechen, sich entfalten möchte.