Königin des Flamenco
Sie ist eine ungewöhnliche, umwerfende Frau. Königin des Flamenco. Zigeunerkönigin, wie sie im Film auch genannt wird: La Chana, eine Tänzerin von unglaublicher Kraft und Intensität.
Ich komme gerade aus dem Kino, habe den Film „Mein Leben ein Tanz“ gesehen. Ein Dokumentation über Antonia Santiago Amador, besser bekannt als La Chana, eine katalanische Zigeunertänzerin. Und ich bin überwältigt. Von dieser Ausstrahlung. Eine Seele, die tanzt. Die sich einfach tanzen lässt. Die das Tanzen, den Rhythmus im Blut hat. La Chana hat nie tanzen gelernt. Sie hat nie geprobt, nichts einstudiert – sie hat einfach drauflos getanzt, frei improvisiert. Ihre Musiker hatten oft Probleme mit dem Tempo ihrer Füße mitzuhalten.
„Nur im Tanzen war ich frei“, erzählt sie im Film. Die heute 71-jährige hat als junges Mädchen zu tanzen begonnen und von Beginn weg weltweit Erfolge gefeiert. Trotz eines brutalen, gewalttätigen, missgünstigen Ehemannes. Trotz Geburt einer Tochter, trotz gebrochener Rippen aufgrund der Misshandlungen ihres Ehemannes. Salvador Dalí kam regelmäßig zu ihren Vorstellungen, Peter Sellers engagierte sie für einen Film in Italien, wollte sie nach Hollywood holen. Aber am Höhepunkt ihrer Karriere, das muss 1979 gewesen sein, hat „der Vater meiner Tochter“, wie sie ihren Exmann heute lediglich nennt, sie gezwungen aufzuhören.
Doch diese Frau hat auch das überstanden, hat ihre Kraft, ihren Lebenswillen nicht verloren. Und ist viele Jahre später wieder auf die Bühne zurückgekehrt, hat ihre Karriere fortgesetzt und hat weiterhin internationale Erfolge gefeiert. „Solange diese Füße noch tanzen können…“
Im hohen Alter, mit geschwollenen Knien und zum Teil von anderen gestützt, kehrt sie schließlich noch ein weiteres Mal auf die Bühne zurück – für einen Flamenco im Sitzen. Und das ist einfach unbeschreiblich, einfach nur sehenswert, unbedingt erlebenswert!
La Chana lebt mittlerweile mit ihrem zweiten Ehemann Felix zusammen, der sie glücklich zu machen scheint – ihr Gesicht strahlt auf jeden Fall auch heute noch jungmädchenhaft.
Filmtipp: „Mein Leben ein Tanz“ (La Chana), Regie: Lucija Stojevic, 2016. Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis beim Dokumentarfilmfestival in Amsterdam.