Buchbesprechung

Älterwerden für Anfängerinnen

Silvia Aeschbach: „Älterwerden für Anfängerinnen: Willkommen im Klub!“. Wörterseh Verlag, 2016.

 

Mehr und mehr wird dieses Thema von Werbung, Verlagen und Medien aufgegriffen, zunehmend interessiert sich die Welt dafür, wie es Menschen geht jenseits der 40, 50 oder gar 60…. denn, oh Wunder: Das Leben ist damit nicht vorbei, sondern im Gegenteil, da eröffnen sich so manches Mal neue Welten, ein neuer Lebensabschnitt beginnt…

Da ich die magische Linie von 50 ebenfalls bereits überschritten habe, war ich natürlich mega-gespannt auf dieses Buch. Brandneu ist es erschienen, im 2004 gegründeten Schweizer Wörterseh Verlag, bereits als Bestseller gehandhabt: „Älterwerden für Anfängerinnen. Willkommen im Klub!“, das mittlerweile zweite Buch von Silvia Aeschbach. Die Autorin selbst ist Journalistin und schreibt im Tages-Anzeiger den Blog „Von Kopf bis Fuß“. Das heißt Mode, Lifestyle, Schönheit, Aussehen, Jugendlichkeit ist die Welt, in der sie sich bewegt und sie „befindet sich mit ihren 55 Jahren in einer Lebensphase, in der sie ein neues Territorium betritt, das sie nicht wirklich als eine Wohlfühloase empfindet“, so der einleitende Klappentext.

Gleich einmal vorweg: das Buch ist hübsch aufgemacht, mit wunderbaren Fotos (von Gianni Pisano) und in überschaubare Häppchen (Kapitel) unterteilt. Silvia Aeschbach erzählt in lockerem Plauderton, wie sie diese Jahre des Umbruchs und der Neuorientierung erlebt. Trotz der humorvollen, locker-flockigen Sprache hat es schon Tiefgang, dieses Buch, es werden viele Themen angeschnitten, es kommen sehr persönliche Inhalte zum Vorschein. Die Autorin hat insgesamt 14 Frauen im Alter zwischen 43 und 73 interviewt und wechselt nun diese Portraits  mit persönlichen Berichten ab.

Was auffällt: Es sind vor allem upper-class-Frauen, die zu Wort kommen (Unternehmerin, Hoteldirektorin, Journalistin, PR-Beraterin etc.) und das Thema Schönheit/Aussehen steht schon zentral im Vordergrund. Wie umgehen mit den körperlichen Veränderungen, mit Falten, Gewichtszunahme, grauem Haar? Wieviel Botox soll, kann, darf, muss sein? Es zeigt sich, dass vor allem Frauen, die sich immer stark über ihr Aussehen definiert haben, am meisten mit diesen Veränderungen zu kämpfen haben.

Ich stelle auch fest, dass manche Frauen viel mehr mit ihrem Alter hadern als ich vermutet hätte. Dennoch, es ist ein sehr positives Buch, es ist anregend, es zeigt die Vielfalt an Frauenleben – und Einstellungen. Es zeigt, wie Frauen ihr Leben gestalten, was sie für sich selbst tun, wie und wie weit sie auf ihre Gesundheit achten, was sich geändert hat im Laufe der Zeit. Wie sie selbstbewusster, stärker geworden sind, mehr und mehr zu sich selbst gefunden haben. Es zeigt Entwicklung auf, Höhen und Tiefen, die im Lauf eines Lebens durchschritten werden und aus der Ferne oft nur mehr als einzelner Satz stehen bleiben, wie: „Heute hat sie wieder eine feste Beziehung, lebt aber allein. Eine weitere Ehe kann sie sich nicht vorstellen, „dafür habe ich wohl zu viel Schweres erlebt“, so Lucie, die 73-jährige Deutsche, die vor drei Jahren auf der Straße als Model entdeckt wurde und es gerne noch auf die Titelseite der „Vogue“ schaffen möchte.

Silvia Aeschbach erzählt in den Kapiteln zwischen den einzelnen Portraits, wie sie selbst die Wechseljahre erlebt hat („Abschied von der Arktis“), wie es ihr mit Männern ging und geht, sie gibt als Profi Styling Tipps, berichtet über den Wert von (Frauen-)Freundschaften, über alte Träume und ein neues Selbstverständnis.

Das Buch zeigt auf: „Es gibt keinen Grund, wegen ein paar Falten zu resignieren oder gar die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil! Die mittleren Jahre können ein Neuanfang sein, denn ganz egal, ob es um Männer, Beruf, Familie, Gesundheit, Liebe oder Lust geht – ab Mitte vierzig werden die Weichen neu gestellt.“

Kann ich nur voll und ganz unterschreiben… in der zweiten Lebenshälfte, da tut sich einiges, und das kann wirklich richtig gut sein.