Buchbesprechung

Jung war ich früher…

Heike Kleen: »Jung war ich früher, jetzt will ich nur noch so aussehen« . Erstauflage 2019, Heyne Verlag. ISBN: 978-3-453-20491-1

 

Der hoffnungsfrohe Untertitel: „Lässig durch die Lebensmitte – eine Aufbaukur. Tiefenwirksame Tipps mit Soforteffekt.“

Und, was soll ich sagen: es ist eines dieser Bücher, in das man hineinköpfeln und sich nicht sattlesen kann. Genau das Richtige für mich und für diese Zeit: Alter und Älterwerden ist ja mittlerweile ein heißes Thema – da wird viel diskutiert, geschrieben, gesungen, gelesen, performt, aufgeführt … und leider immer noch: geschämt und wegretuschiert!

„Die Haare werden grauer, die Falten sichtbarer und das Etikett der Antifaltencreme ist nur noch mit Lesebrille zu entziffern? Jetzt bloß nicht verzweifeln!“ Heike Kleen liefert Hinweise, wie „Frauen souverän die zweite Lebenshälfte beschreiten können“. 

Die Autorin schafft es in ihrem Buch mit einer satten Portion Humor und Selbstironie vielen Themen nachzuspüren, auf den Grund zu gehen. Ihr Ansatz: Einige Lebensbereiche, die mit zunehmenden Alter aktuell werden, gründlich zu durchforsten, sich Profis zu schnappen und auszuquetschen. Heike Kleen probiert selbst aus, was geht, lässt sich beraten, experimentiert (mit Haut und Haaren), stellt viele Fragen und bekommt viele Antworten… die sie am Ende jedes Kapitels übersichtlich zusammenfasst („Was ich über…. gelernt habe“).

„Das Wichtigste: sich im eigenen Körper wohlfühlen, nach innen, wie auch nach außen. Aber wie erreicht man diese Selbstsicherheit, wenn sich das eigene Aussehen nicht nur immer weiter von geltenden Schönheitsidealen entfernt, sondern auch von dem Bild, das man selbst von sich hat?“

Das Buch gliedert sich (mit vielen Unterkapiteln) in die großen Abschnitte: Körper, Weiblichkeit, Stil, Ausstrahlung und: Die Sache mit dem Sinn. Es geht also vorrangig um die äußere Verpackung, allerdings: „So viel sei verraten: Es zählen die inneren Werte – aber es schadet nicht, sie bestmöglich zu verpacken“.

Zu allen Themen hat sich Heike Kleen dabei Fachfrauen und Profis gesucht, die sie ausführlich befragt (u.a. die Dermatologin Susanne Steinkraus, Star-Visagistin Serena Goldenbaum, Mode-Expertin Britta Stöver, Psychologin Stefanie Stahl, Unternehmensberaterin Regina Först, Sexologin Ann-Marlene Henning). Sie hat im Netz recherchiert, Bücher gelesen, mit Familie und Freunden gesprochen. Als Profi-Journalistin weiß sie, wie man ein Thema aufbereitet und gut lesbar machen kann.

Heike Kleen erforscht das Leben von Frauen ab der Lebensmitte – bis rein ins hohe Alter. Sie fragt nach, wie manche Frauen es geschafft haben, so zu werden, so zu altern, dass sie zu Stilikonen, role models, hinreißenden Vorbildern werden konnten, bei denen das Alter keine Rolle mehr spielt. Sie zählt im Buch erstaunlich viele derartige Prachtfrauen auf (die ich allesamt sofort im Netz gesucht und bestaunt habe). Ein paar Beispiele: Greta Silver, Iris Apfel, Sophie Fontanel oder die „Fabulous Fashionistas“, denen eine eigene Doku gewidmet wurde.

Und letztlich kommt die Autorin zu dem Schluss, dass es wichtig und unumgänglich ist, sich frei zu machen von etablierten Rollenbildern, zu sich zu stehen: „Spätestens in der zweiten Lebenshälfte wird es Zeit, sich nicht länger über das Äußere zu definieren und anderen gefallen zu wollen, sondern sich von der Beurteilung anderer zu lösen und endlich anzufangen, sich zu mögen, wie man ist.“

Also, let´s try … Vorbilder gibt es mittlerweile schon mehr als genug. Außerdem: Jede von uns ist einzigartig, unverwechselbar, perfekt, so wie sie ist. Wir wollen uns in unserer Haut wohlfühlen, egal wie runzlig sie ist! Und darauf anstoßen !!!

„Sobald es dir nichts mehr ausmacht, was andere über deine eventuelle Schönheit oder verflossene Jugend denken könnten, wird das Paradies auf Erden möglich“ (Sophie Fontanel, französische Journalistin und ehemalige Mode-Chefin der Elle).

 

Zur Autorin: Heike Kleen (Jahrgang 1975), in Bremen geboren, studierte Germanistik und Politikwissenschaften. Sie arbeitet als freie Journalistin, TV-Autorin für Talkshows in ARD, ZDF und NDR und coacht als Medientrainerin Autoren, Moderatoren und Journalisten. Zuletzt erschien von ihr »Das Tage-Buch. Die Menstruation – alles über ein unterschätztes Phänomen«.