Das Leben entrümpeln…
Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat. Unauffällig auf jeden Fall, schrittweise, sicher schon vor vielen Jahren. Das Entrümpeln meines Lebens. Wobei ich durch zahlreiche Umzüge in früheren Jahren schon daran gewöhnt war, meinen (materiellen) Besitz in Grenzen zu halten.
Wenn man nämlich mehrfach Uralt-Zeitschriftenstapel (die einmal gelesen werden sollen), kaputtes Geschirr, unliebsame Geschenke, verstaubte Dekogegenstände, seit Jahren unbenützte Kleidungsstücke, zu enge Schuhe usw. von Wohnort zu Wohnort schleppt, fängt man irgendwann an sich zu fragen, ob man die Dinger denn überhaupt so notwendig braucht, dass sie immer mitmüssen. Und damit ist schon mal eine Initialzündung gestartet. Fragen, wie: Brauch ich das tatsächlich? Gefällt mir das? Nutze ich das? Macht mich das glücklich??? können ganz schnell eine lawinenartig anwachsende Ausmist-Reaktion auslösen. Denn, ich schwöre, wenn man einmal damit angefangen hat, wird es zur Leidenschaft, man kann gar nicht mehr aufhören damit!
Was aber brauche ich wirklich?
Zum Leben, zum Es-sich-gut-gehen-lassen, zum Glücklichsein?
Ich habe angefangen, mein ganzes Lebens so richtig zu entrümpeln. Materiell – ich will keinen unnötigen, überflüssigen Besitz mit mir durchs Leben schleppen. Besitz heißt auch Verantwortung, heißt Zeit und Energie aufwenden: Besitz muss angeschafft, heimgeschleppt, verstaut, gepflegt, geputzt, repariert, gewartet, abgestaubt und irgendwann wieder entsorgt werden (unter letzterem leiden spätestens v.a. die Nachkommen). Zwischenzeitlich vermutlich müssen die Dinge auch des öfteren an verschiedene Orte transportiert, umgestellt, verlagert werden. All das kostet Zeit. Lebenszeit. Die man damit oder auch anders verbringen könnte.
Und ich entdecke mit höchstem Vergnügen (und Erstaunen) bis heute stets weitere Sachen, die ich nicht brauche: Skripten und Unterlagen, 5, 10, 20 Jahre alt – weg damit, in Zeiten von Internet & co… Wäschetrockner – nie gebraucht, wozu? Wäsche trocknet von alleine… elektrische Zahnbürste – händisch geht’s doch auch, spart Platz und Energie… Dekoartikel, die nur als Staubfänger herumstehen? – nein danke… Fernseher – und tschüss…. Kleidung, die nicht mehr sitzt, nicht gefällt, den Kleiderkasten verstopft – neeeeein!
Ich will mich mit Dingen umgeben, die mein Herz erfreuen, die ich gerne nütze, brauche… es gibt da die schöne Regel: alles, was du in einem Jahr nicht benutzt/angezogen hast, kannst du guten Gewissens weggeben (für Besorgte: in einen Karton in den Keller stellen, was nach einem weiteren Jahr nicht abgeht: Entsorgen! Verschenken! Verkaufen! Tauschen!)
In meiner Wohnung ist nun mehr Platz für mich und meine Lieben!
Aber das Ausmistfieber hat auch auf andere Lebensbereiche übergegriffen: routinemäßige, nicht mehr hinterfragte Tätigkeiten, alte, mittlerweile vielleicht hinderliche Gewohnheiten, lasche oder dauer-energiefressende Bekanntschaften, unnötige, belastende Gedankenspiralen, Verpflichtungen, die nicht mehr passen, überflüssige Smalltalk-Beisl-Abende…
Ich versuche meine Zeit so zu verbringen, zu nutzen, wie es mir guttut… sie mit schönen, angenehmen Dingen, Erlebnissen zu füllen… ich frage mich: welche Arbeit mache ich gerne, was kann ich gut, wo hängt mein Herz dran? Wann brauche ich eine Pause? Achte ich gut auf mich? Auf die Menschen in meinem Umfeld? Mit seiner Zeit sorgsam umzugehen heißt nämlich nicht, auf einen Ego-Trip zu gehen… ich erfreue mich daran, wenn es anderen gutgeht, ich versuche dazu beizutragen, soweit es mir möglich ist, dass es anderen gutgeht – das ist ein schönes Gefühl… und durchaus wertvoller Lebensinhalt!
Ich hetze nicht irgendwelchen Luxusdingen, modernem Schnickschnack, neuesten Trends hinterher. Ich muss nicht alles haben, im Gegenteil – ich habe mir angewöhnt stets zu fragen: Ist das wirklich gut für mich? Hilft mir das? Brauche ich das wirklich? Ist mir dieser Mensch wichtig? Habe ich die Fähigkeiten und Möglichkeiten, das zu tun? Ist es gute, sinnvoll verbrachte Zeit? Und damit relativiert sich vieles…
Mein Leben ist leichter geworden, freier, ich habe Ballast abgeworfen, ich fühle mich lebendiger, unabhängiger, fröhlicher…