Einmal lieben geht noch
Rachel Corenbilt: „Einmal lieben geht noch“. Penguin Verlag, 2016.
Lucie ist Lehrerin und lebt irgendwo in einer Stadt in Frankreich, durch die die Garonne fließt. Sie raucht und trinkt und futtert gerne fettige Chips. Eigentlich hasst sie Sport, sie lässt kleine Katzenbabies auf den Boden fallen, weil sie sowieso keine Katzen mag. Sie ist oft aggressiv und abweisend. Nicht gerade der Inbegriff also einer sympathischen, strahlenden Heldin.
Darüber hinaus hat sie Ehemann Pascal vor einigen Jahren den Laufpass gegeben und lebt nun alleine in einer noch nicht wirklich ganz eingerichteten Wohnung (vor dem inneren Bild entsteht eine eher ungemütliche, kalte, lieblose Bleibe). Und, entscheidend: Lucie steuert unaufhaltsam auf die vierzig zu.
Was das bedeutet? Torschlusspanik! Lucie will`s noch einmal wissen – und begibt sich auf die Suche nach der einen, einzigen, großen, wahren Liebe. Und zwar überall, zu jeder Zeit. Kein Ort, kein Mann, keine Gelegenheit ist vor ihr sicher…
„Einmal lieben geht noch“ nennt sich schließlich auch das Buch von Rachel Corenbilt, die damit ihren ersten Roman für Erwachsene vorgelegt hat. Wobei im Hintergrund mehr oder weniger stets der Ton bisher verfasster Jugendbücher mitschwingen mag – heftig, deftig, oft abschätzig, manchmal unter der Gürtellinie, ein bisschen pubertär, glatt, oberflächlich…
In 40 Kapiteln wandelt Lucie durch „Die Liebe im Allgemeinen“, „Die Liebe zwischen Granatäpfeln und Grillhähnchen….“, „Die Liebe in freier Natur“, „Die Liebe in einer Bar zu später Stunde“…. – auf Schritt und Tritt werden Männer begutachtet, in Betracht gezogen, verworfen, beurteilt, abgeurteilt, bekommen ihr Fett ab. Zwischen Speed-Datings über Yoga- Salsa- und Theaterkurse, vorbei an Marktständen, Internetbörsen, Schwimmbädern und Supermarktkassen zieht Lucie ihre Runden. Immer wachsam, immer auf der Suche…
Es ist nicht so ganz mein Stil, dieses Buch, muss ich zugeben. Und Lucie mag ich nicht wirklich – sie ist nicht die Frau, mit der man befreundet sein möchte. Aber das Buch liest sich locker-flockig und weist immer wieder humorvolle, satt-ironische Passagen auf. Es ist das ewige Thema, das hier aufgegriffen ist, die Liebe in all ihren Verkleidungen und Verwicklungen und Verirrungen, und sie wird in flottem Tempo abgehandelt, wie es vielleicht manchmal unserem Zeitgeist entspricht.
Das Ende bleibt offen…
Der letzte Satz: „Also heirateten sie und bekamen viele Kinder“… doch davon soll man sich nicht täuschen lassen.