Endspurt: 50 – ich komme!
Der Countdown läuft gnadenlos: Im Mai habe ich meinen 49. Geburtstag gefeiert. Unscheinbar und unaufgeregt. 49 – kein Alter, über das man spricht. 49 – nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Eine ungerade, unbedeutende Zahl. Wer denkt schon groß über seinen 49er nach? Uninteressant. Sogar die Geschenke fallen ein wenig kleiner aus, so scheint es mir. Aber: was danach kommt, das berührt jeden: der 50er!
Der 50. Geburtstag hat es in sich. Kaum jemand, der ihm nicht sorgenvoll, bedrückt, peinlich berührt oder aber freudig, erwartungsvoll, neugierig entgegenblickt. Der 50er, der hat was, der kann was. Lebensmitte, theoretisch zumindest, fühlt sich so an. Wir werden zwar derzeit im Schnitt noch keine 100 – aber 80, 90 sollten schon drin sein. Bei guter Lebensführung.
Der 50er also. Wird gerne entweder groß gefeiert oder klein verschwiegen. Da gibt es kein Mittelmaß. Was der 49er unscheinbar ist, ist der 50er aufgeregt, aufgebläht, so oder so etwas Besonderes. Den 50er, den merkt man sich. Das sind die Haltestangen des Gedächtnisses. Ach, die Tante Hilde, war sie jetzt 51 oder 52? Egal, auf jeden Fall, den 50er hat sie bereits hinter sich gelassen. Daran kann man sich orientieren. Und das Leben neu ausrichten. Das ist die andere Seite. Mit 50 zieht man fast zwangsläufig, bewusst oder unbemerkt, offensichtlich oder klammheimlich Bilanz. Was war bisher? Was kommt noch? Wie will ich die nächsten 20, 30, 40 Jahre (oh, das klingt ja ohnedies noch nach viel) meines Lebens verbringen? Passt die Grundstruktur? Oder bin ich außer unglücklich nur mehr unzufrieden? Passen Job, Partner, Kinder, Haushalt, Nachbarn, Hobbies – oder wird es endgültig Zeit für eine Nachjustierung. Lebensveränderung gefällig?
Elf Monate habe ich jetzt noch vor mir. Dann werde ich die Demarkationslinie überschreiten. Die Linie, die mich endgültig trennt von den jüngeren, denen, die allesamt unter 50 sind. Ich gehöre dann nämlich zur oberen Klasse, sozusagen. Die upper fifties. 50 plus. In elf Monaten werde ich die Schallmauer durchbrechen. Aufregung macht sich in mir breit. Was will ich noch schnell erledigen, bevor ich die magische Grenze erreiche? Ich möchte ihm bewusst entgegensteuern, meinem 50er. Ich möchte ein gutes, ein zufriedenes Leben führen, wenn ich aufwache und mir klar wird – ha, heute bist du 50. Da soll alles passen. Da will ich angekommen sein in meinem Leben. Und genug Zeit und Ruhe und Klarheit haben, um die nächsten Schritte zu gehen. Die nächsten Pläne zu schmieden, um mir noch einige Sterne vom Himmel zu holen.

