Miniaturen

GESTILLTE SEHNSUCHT

und dann will man mehr & mehr – solange bis sich das begehren erfüllt, bis es schwindet, was doch anfangs nie möglich schien – und bis man nicht mehr will, nein, man will nicht nicht mehr, man will bloß immer mehr, als wäre es unaufhörlich, dieses mehr, dieses begehren und nie zu erfüllen, mehr und mehr und noch mehr, aus 1 nacht werden 2 nächte und drei und weitere nächte und tage und nächte und schließlich jede nacht und jeder tag bis man satt ist – der eine früher, der andere später – und nicht mehr will. bis es verschwunden ist dieses begehren und der wunsch nach mehr – und dann fängt man an sich zu sehnen nach diesem ursprünglichem, diesem begehren, als die sehnsucht nach mehr noch so groß war, so unermesslich, unendlich schien. man sehnt sich danach sich wieder nach einem mehr sehnen zu können.

 

 

(Veröffentlicht in: Der Umtrieb Nr.5, 2024)