Mittsommernachtstango
… der Film… gestern im Kino in Graz…
Eigentlich war ich als Tanzmaniac ja auf Tango, den Tanz eingestellt. Davon gab`s kaum etwas. Dafür aber umso mehr Musik, Bilder, Menschen, Gespräche, Stimmungen, Persönliches, Ungewöhnliches. Ein Roadmovie der besonderen Art. Drei argentinische Vollblutmusiker brechen auf in Buenos Aires und begeben sich nach Finnland – wo der Tango laut Aki Kaurismäki (finnischer Filmregisseur) angeblich geboren wurde… eine Unverschämtheit, wie die Argentinier meinen.
Die Kamera begleitet die drei Musiker unkommentiert zunächst in ihrer Heimat – mit wunderbaren Eindrücken aus der Großstadt… Wir sind ganz nah am Geschehen, sind dabei im Café, bei den Proben, vorm Auftritt, beim Packen.
Und dann der Sprung in eine komplett andere Welt – finnische Weiten, Wälder und Seen. Kontrast pur. Von der hektischen, brodelnden Millionenmetropole ins unberührte Nichts. Nur Gegend. Stille. Und nur wenige Menschen. Die argentinischen Tangomusiker treffen auf finnische Tangomusiker… und das ergibt einzigartige Gespräche und natürlich: wunderbare Tangos. Da wird improvisiert und musiziert (zur Not auch mit Löffeln!), der Tango verbindet über alle Grenzen, Sprachen und kulturellen Unterschiede hinweg. Das Bemühen der Menschen einander zu verstehen. Miteinander in Kontakt zu treten. Und einander zu respektieren… so kann es gehen!
Grandios, wenn der graumelierte, argentinische Macho eine Unterrichtsstunde bei der blonden finnischen Gesangslehrerin nimmt – es scheint sogar ein bisschen zu prickeln zwischen den beiden
Oder der unfreiwillige Stopp auf der unendlichen staubigen Landstraße mitten im Nirgendwo… Straße, soweit man blickt und keine Ahnung, wohin es weitergehen soll. Bis der mobile finnische Saunafahrer vorbeikommt…
Insgesamt ein berührender Film über den Tango (Argentino?), die Menschen, die ihm mit ganzen Herzen verfallen sind und seine (möglichen) Ursprünge… die wohl irgendwo zwischen Finnland, Uruguay und Argentinien liegen mögen, in der unendlichen Einsamkeit finnischer Wälder im hohen europäischen Norden und der impulsiven, heißen Rhythmik südamerikanischer Städte…
Die Antwort mag jeder für sich selber finden.