Buchbesprechung

Wie ich mir das Leben zur Hölle mache

(Veröffentlicht in: Intra / Psychologie & Gesellschaft, 2000)

Bernhard Geue: „Wie ich mir das Leben zur Hölle mache“. Kreuz Verlag, 1999

 

es kann der frömmste nicht in frieden leben, wenn es dem bösen nachbarn nicht gefällt! denn: wie wir alle wissen sind es grundsätzlich einmal die anderen (wahlweise das schicksal, die umstände, die gene), die uns das leben zur hölle machen. findige geister aller zeiten stellen jedoch immer wieder einmal fest, daß ich auch selbst genug dazu beitragen kann, meinem leben noch den letzten rest an lebensqualität zu nehmen. ganz hartnäckigen frohnaturen hilft jetzt der diplom-psychologe bernhard geue mit seinem kürzlich erschienenen buch „wie ich mir das leben zur hölle mache – und andere erfolgreiche strategien sich selbst zu schaden“ auf die sprünge: jenen, denen „noch ein gesunder rest an belastbarkeit verblieben ist“ empfiehlt er, sich zunächst einmal mit den „grundfragen des daseins“ zu quälen, die da seien: „warum ist mir der rasen zu grün? warum schaut mich der nachrichtensprecher im fernsehen so beleidigend an? warum bin ich nicht so reich, wie der tag lang ist?“ spätestens bei der auseinandersetzung mit diesen fragen werden  sie das vergnügen erleben, das uns der autor schon mit dem titel seines buches verspricht:. halt, mögen da einige kenner der szene aufschreien: das kenne ich doch! hat nicht mal ein kerl namens watzlawick uns schon mal eine genaue anleitung zum unglücklichsein gegeben. nunja, das thema scheint unerschöpflich und immer wieder eine aufbereitung wert.

„man beginnt am besten damit, an der dürftigkeit und sinnlosigkeit des eigenen lebens herumzumäkeln, es wird einem schon jeden tag etwas geeignetes einfallen. mit etwas engagement und bei regelmäßiger übung sind die eindrucksvollsten ergebnisse zu erzielen. schließlich gibt es so viele schöne dinge, die man noch nicht hat, und so herrliche aussichten, die einem bislang verwehrt worden sind – die der nachbar und kollege aber besitzt!“ soweit zur grundlektion nummer eins. in vier 4 hauptkapiteln beleuchtet der autor die verschiedenen schlachtfelder unserer liebgewonnenen selbstquälereien: in „mein feind bin ich!“  geht er auf persönliche schwächen und überempfindlichkeiten ein. „auf dem marktplatz des zusammenlebens“ kommen schließlich unsere familien, freunde, ehepartner, chefs und arbeitskolleginnen ins spiel – ein breites betätigungsfeld für begeisterte selbstquäler. „in der werkstatt des selbstbewußtseins“ gibt es noch den letzten schliff zu bohrenden selbstzweifeln, hilflosigkeitsgefühlen und hartnäckigen grübeleien. das sollte reichen, meint geue, um jedes wohlbefinden ein für allemal zu vertreiben. wer trotzdem noch nicht genug hat, dem rät er zum „transzendentalen nachbrenner“: „und wer führt mich heraus aus diesem jammertal?“

nun gut, wir haben unsere lektionen gelernt und fühlen uns dementsprechend schlecht. jetzt ist die zeit reif für geues viertes kapitel: „die letzte frage: was wird mit der zeit aus mir?“

hier nun vollzieht der autor einen schwenk und gibt viele hinweise und denkanstöße zur veränderung unserer zahlreichen destruktiver einstellungen und verhaltensweisen. im letzten unterkapitel „wie schreiben ich meine lebensgeschichte weiter? sind es vor allem vier grundüberlegungen, die bernhard geue uns mit auf den weg gibt, die zum innehalten und nachdenken anregen sollen („welchen sinn will ich der zeit geben, die ab heute vor mir liegt?“).

fazit: ein leicht lesbares buch, in dem sich jede/r irgendwo wiederfinden kann. konkrete ausführliche fallbeispiele bleiben uns jedoch vorenthalten. auch der autor selbst wirkt ein wenig wie der wanderprediger, der zwar andere anleiten will zu ihrem glück, sich selbst jedoch völlig heraushält aus der materie – insofern fehlt eine gewisse lebendigkeit und glaubwürdigkeit. dadurch wirkt das buch trotz aller humorigen anmerkungen etwas trocken und theoretisch.